Starke Schmerzen gehören zu Periode dazu – bist du vielleicht dieser Meinung? Dann lass mich dich gleich stoppen: Eine gesunde Menstruation sollte nie so schmerzhaft sein! Oft steckt hinter starken Regelbeschwerden eine ganz andere Ursache, die leider noch zu wenig bekannt ist: die Endometriose. In diesem Beitrag verrate ich dir 5 Fakten über diese Erkrankung, die du noch nicht kanntest!
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ToggleFakt #1: Endometriose ist keine versprengte Gebärmutterschleimhaut
Dass Endometriose Gebärmutterschleimhaut am falschen Platz ist, die mit dem Zyklus wächst und während der Periode blutet, ist ein weit verbreiteter Irrglaube.
Die sogenannten Endometrioseherde sind den Zellen der Gebärmutterschleimhaut ähnlich, sie funktionieren jedoch anders und sind auch nicht unbedingt vom Zyklus abhängig. Deswegen kann es auch zu jeder Zeit zu Beschwerden kommen – und nicht nur während der Menstruation.
Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass jede Endometriose gleich ist. Neueste Erkenntnisse sprechen aber dafür, dass es viele verschiedene Arten gibt: Zum Beispiel Herde, die ihre eigenen Hormone bilden und deswegen komplett von denen des Körpers unabhängig sind und auch nicht auf externe Hormone wie die Pille ansprechen.
Merke: Es gibt sehr wahrscheinlich verschiedene Arten von Endometriose. Deswegen funktionieren auch nicht alle Behandlungsmethoden bei jedem gleich gut.
Blutet die Endometriose? Das kann noch nicht hundertprozentig beantwortet werden. Blutungen wie bei der Periode wurden laut Experten noch nicht beobachtet, es kann allerdings sein, dass Entzündungsprozesse das Gewebe um die Endometrioseherde so reizen, dass Blutungen auftreten.
Fakt #2: Endometriose muss nicht schmerzhaft sein
Endometriose wird oft mit starken Schmerzen während der Periode in Verbindung gebracht, die Symptome sind aber vielseitig. Wenn man Glück hat, kann es sogar sein, dass die Endometriose einfach gar keine Beschwerden macht!
Typische Symptome bei Endometriose:
- schmerzhafte Menstruationsblutungen
- Schmerzen beim Eisprung
- Schmerzen bei Geschlechtsverkehr
- Rückenschmerzen
- Verdauungsbeschwerden, schmerzhafter Stuhlgang, Blut im Stuhl
- Schmerzen beim Wasserlassen, Probleme mit der Blase
- ungewollte Kinderlosigkeit
Weil die Symptome davon abhängig sind, wo sich die Herde befinden, können sie sehr vielfältig sein. Endometriose wird auch das Chamäleon der Gynäkologie genannt, weil die Symptome so uneinheitlich sind. Die chronische Erkrankung kann etwa auch zu Magenschmerzen, Nasenbluten, Schmerzen in den Beinen, Übelkeit, Blutungen aus dem Nabel oder Atemproblemen führen. Neben den – direkt von der Endometriose ausgelösten Beschwerden – kann es außerdem zu Migräne, Fatique, Hormonproblemen, Zysten, Schlafproblemen, Depressionen, erhöhter Infektionsanfälligkeit und anderen Symptomen kommen.
Merke: Endometriose betrifft das ganze Körpersystem und ist nicht nur eine gynäkologische Erkrankung.
Endometriose muss übrigens nur behandelt werden, wenn sie Beschwerden macht. Eine symptomlose Endometriose, die durch Zufall gefunden wird (etwa bei einer Blinddarm Operation) kann einfach belassen werden, solange sie keine Organe gefährdet. Wichtig ist dann aber, dass sie gut überwacht wird – besonders dann, wenn ein Kinderwunsch besteht.
Fakt #3: Endometriose kann auch ohne Bauchspiegelung diagnostiziert werden
Viel zu hartnäckig hält sich der Irrglaube, dass Endometriose nur mit einer Operation, der Laparoskopie diagnostiziert werden kann. Auch wenn die Bauchspiegelung die zuverlässigste Methode ist, kann erkranktes Gewebe unter Umständen anders erkannt werden.
Ganz unspektakulär können Endometrioseherde nämlich beispielsweise bei einer Tastuntersuchung erspürt werden. Da ist es wichtig, dass die Untersuchung von einem Experten durchgeführt wird, der weiß, wonach er Ausschau halten soll. Indizien für eine Endometriose sind schwer verschiebbares Gewebe, Knötchen, Druckschmerz und festes Gewebe, wo es weich sein sollte.
Bei der klassischen gynäkologische Untersuchung können mit dem Einsatz des richtige Spekulums auch Auffälligkeiten in der Scheide zu einer Diagnose führen.
Besonders, wenn es sich um tiefinfiltrierender Endometriose handelt, sind bildgebende Verfahren wie Ultraschall, MRT oder auch eine Darmspiegelung eine weitere Möglichkeit, um zur Diagnose Endometriose zu kommen. Allerdings gilt es bei der infiltrierenden Form besonders aufmerksam zu sein: Sie ist nämlich nicht unbedingt ohne Bauchspiegelung sichtbar – und das, obwohl sehr aggressiv sein kann. Im Zweifelsfall solltest du auf eine Bauchspiegelung bestehen, um genau zu wissen, was Sache ist.
Zusätzlich zu diesen klassischen Diagnosemethoden gibt es seit diesem Jahr einen DNA-Test aus Frankreich, der Endometriose im Speichel nachweisen können soll. Der sogenannte Endotest soll demnächst in der EU erhältlich sein und die Diagnose der Erkrankung revolutionieren.
Fakt #4: Endometriose hat eine Schwester namens Adenomyose
Bei der Endometriose handelt es sich um Gewebeherde außerhalb der Gebärmutterhöhle. Dabei ist keine Stelle im Körper vor der Erkrankung sicher: Am häufigsten findet man Endometrioseherde im Bauchraum, aber sogar im Gehirn wurde Endometriose schon gefunden.
Eine Sonderform liegt vor, wenn sich Herde im Muskel der Gebärmutter befinden: in dem Fall nennt man die Erkrankung Adenomyose.
Zur Entstehung der Adenomyose gibt es verschiedene Theorien. Da man bei vielen Adenomyose Patientinnen eine übermäßig aktive Gebärmutter festgestellt hat, die sich zu stark zusammenzieht, sagt eine dieser Theorien aus, dass es sich bei Adenomyose um Gebärmutterschleimhautzellen handelt, die durch Mikroverletzungen in den Muskel gekommen sind. Adenomyose kann eventuell auch durch verschlepptes Gewebe oder falsche Zellneubildung bei einem Kaiserschnitt oder anderen Operationen an der Gebärmutter entstehen.
Viele Symptome der Endometriose treffen auch auf Adenomyose zu. Schmerzen, starke Blutungen, eine übermäßig lange Menstruationsdauer und ein empfindlicher Unterbauch sind weitere Anzeichen für Adenomyose.
Die Diagnose der Adenomyose verläuft meist anders als bei der Endometriose. Adenomyoseherde und typische Veränderungen der Gebärmutterwand kann man im Ultraschall im Normalfall sehen und die Erkrankung so diagnostizieren. Allerdings trifft das leider nicht immer zu. Es gibt leider einige Gynäkolog*innen, die eine Endometriose auf dem Ultraschall nicht erkennen. Und auch bei einer Bauchspiegelung ist sie nicht immer sichtbar. Das erschwert den Leidensweg der Betroffenen unnötig, da ihre Beschwerden abgetan werden.
Im Gegensatz zur Endometriose kann eine Adenomyose prinzipiell durch eine Gebärmutterentfernung geheilt werden. Weil sich die Herde in der Gebärmutter befinden, wird die Erkrankung entfernt, wenn das Organ entnommen wird. Es gibt mittlerweile aber auch einige Gynäkolog*inne, die bei einer Gebärmutterentfernung nicht mehr von einer 100-prozentigen Heilung sprechen.
Um nicht gleich das ganze Organ zu verlieren, wurde in Japan übrigens ein spezielles Operationsverfahren namens “Osada”, entwickelt bei dem die Herde aus der Gebärmutter geschnitten werden. Lokal gut sichtbare Herde können außerdem gegebenenfalls auch per Strahlentherapie entfernt werden.
Fakt #5: Die Pille heilt Endometriose nicht
Leider verschreiben immer noch viele Gynäkologen und Gynäkologinnen die Pille als wäre sie ein Allheilmittel bei Endometriose. Dass die Pille Endometrioseherde verschwinden lässt und die Erkrankung heilt, ist aber schlicht und einfach falsch.
Aber die Pille kann trotzdem eine Option sein kann: Wenn wir von der Pille gegen Endometriose sprechen, ist es wichtig zu differenzieren. Als Behandlungsmethode sollte nur ein reines Gestagenpräpat in Frage kommen. Kombinationspräparate mit Östrogen können sich sogar negativ auf die Endometriose auswirken.
Zur Behandlung von Endometriose ist nur ein einziges Gestagen zugelassen, nämlich Dienogest. In Studien zeigt sich, dass Dienogest Endometrioseherde verkleinern kann. Das funktioniert laut Studie bei circa 50 Prozent der behandelten Patientinnen. Ein weiterer Vorteil der Pille ist, dass es zum Ausbleiben der Periode kommt. Wenn die Symptome hauptsächlich während der Periode auftreten, kann das zu einer drastischen Verbesserung der Lebensqualität führen.
Wichtig zu wissen ist aber, dass die Endometriose auch mit Pille und ohne Periode weiter wachsen kann. Manchmal werden nur die Symptome unterdrückt, die Herde wachsen unbemerkt weiter. Deswegen ist es wichtig, regelmäßig zur Kontrolle zu gehen und die Herde soweit möglich zu beobachten.
Mehr zum Thema Pille und Endometriose kannst du in diesem ausführlichen Beitrag nachlesen!
Weil die Pille starke Nebenwirkungen auslösen kann, die die Endometriosesymptome im schlimmsten Fall verstärken können, setzen immer mehr Frauen das Medikament ab. Du willst es auch ohne Pille probieren? In meinem Pillenguide findest du heraus, wie du deinen Körper dabei ideal unterstützen kannst.
Was hilft wirklich bei Endometriose?
Der Goldstandard der Behandlung ist die Excision Operation, bei der die Endometrioseherde chirurgisch entfernt werden. Wenn der Eingriff gut durchgeführt wird, ist die Rezidvrate (also die Wahrscheinlichkeit, dass die Herde zurückkommen) relativ gering. Am besten gehst du für die Behandlung in ein sogenanntes Endometriosezentrum. Hier sind die Ärtzte und Ärztinnen auf die Erkrankung spezialisiert und können dich bestmöglich beraten. Endometriosezentren findest du in ganz Deutschland. Auf der Website der Endometriosevereinigung Deutschland findest du eine Liste dieser zertifizierten Zentren.
Nicht immer braucht es eine Endometriose OP, um die Symptome in den Griff zu bekommen. Es gibt vieles, das du selbst tun kannst, um deinen Körper zu unterstützen. Ein gesunder Körper und Geist kommt mit der Endometriose besser klar, als ein kranker, konstant gestresster Körper. Weil die Endometriose den ganzen Körper aus dem Gleichgewicht bringen kann, gibt es viele Punkte, an denen du ansetzten kannst. Die wichtigsten sind:
- Darmgesundheit
- Immunsystem
- Hormongesundheit
- Blutzucker
Ganz basic kannst du mit Bewegung, Entspannungstechniken und Ernährung oft schon viel gegen Endometrioseschmerzen tun. Rezepte um deinen Körper in den verschiedenen Zyklusphasen zu unterstützen, findest du hier.
Das Wichtigste: geduldig bleiben. Es dauert oft mindestens drei Monate, bis du spürst, dass sich etwas tut. Gib dir Zeit und sei sanft mit dir, besonders wenn du Schmerzen hast. Auch wenn es sich vielleicht nicht so anfühlt: Dein Körper will immer nur, dass es dir gut geht.