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Fehlgeburt: 8 Frauen berichten von ihren Erfahrungen

Fehlgeburten sind immer noch ein Tabuthema, über das zu wenig gesprochen wird. Das wollen wir ändern! Um das Thema Fehlgeburt zu enttabuisieren und besser darüber aufzuklären, was hierbei passieren kann, haben wir in der Bodysynchron-Community Frauen nach ihren Erfahrungen gefragt. Dies sind die Erfahrungsberichte, die wir von Betroffenen erhalten haben. 

 

Lisa:

Ich habe deine Story zum Thema Realtalk gesehen und mir gedacht, ich klinke mich dazu auch ein. Ich wünschte zwar, ich könnte dir dazu keinen Beitrag liefern, allerdings war auch ich betroffen von einer Fehlgeburt. Und noch vorab: danke, dass du dieses wichtige Thema ansprichst und dir die Zeit nimmst jetzt wahrscheinlich sehr viele nicht so schöne Geschichten zu hören.

Also gleich vorab: meine Geschichte gibt es mit Happy End.

Es ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her, da haben wir beschlossen, es einfach mal zu versuchen. Man hört ja auch viel von wegen, dass länger es dauert, bis es klappen kann und dass man sich eben nicht stressen sollte.

Umso überraschter waren wir, als nach einem Zyklus der Test gleich positiv war. Am Anfang etwas überfordert, haben wir geduldig auf unseren Frauenarzttermin in der 9. SSW gewartet. Voller Vorfreude auf das erste Bild und diesen kleinen Wurm zu sehen, warteten wir im Wartezimmer.

Bei der Untersuchung und dem Blick der Ärztin wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte … ich hatte einen sogenannten “missed abort” – bis zu diesem Tag wusste ich auch nicht einmal, dass es so etwas gibt. Unser Baby ist ab der 7. SSW nicht mehr weitergewachsen und in meinem Körper gestorben.

Mein Freund ist direkt bei der Untersuchung noch umgekippt, ich hatte mich (und ich weiß nicht woher) stark im Griff. Ich nahm die ganzen Informationen, die ich jetzt bekam auf: Du musst jetzt ins Krankenhaus, da bekommst du Medikamente, dabei kann ein Abort ausgelöst werden (diese sollten meinen Progesteron Spiegel senken), wenn die nicht greifen, musst du aber noch einmal ins Krankenhaus, weil sie dann einen medikamentösen Abort einleiten.

Man nickt, versucht sich die Dinge zu merken, zu verstehen – es war mehr ein Funktionieren. Erst beim Heimfahren habe ich realisiert, was gerade passiert ist. Musste nachdem alles überstanden war (und der medikamentös eingeleitete Abort hat auch funktioniert) immer wieder zu weinen beginnen. Das dauerte schon eine Weile und noch jetzt, wenn ich mir von meinem Baby das Bild ansehe, werde ich sehr traurig und stelle mir vor, wer dieses Baby denn geworden wäre.

Ich muss sagen, es waren alle Beteiligten (sowohl meine Frauenärztin, als auch alle im Krankenhaus) sehr nett und sehr einfühlsam. Auch danach war meine Frauenärztin sehr bemüht, ich hatte einige Kontrolltermine, ob auch nun wieder alles passt. 2 Monate später hatte ich dann das erste Mal meine Periode wieder. Die ersten 3 Zyklen nach der Fehlgeburt hatte ich auch keinen Eisprung, sondern immer Zysten.

Das große Problem sind die Informationen, die du dann danach bekommst. Unter Freundinnen habe ich dann erfahren, dass mehrere jemanden kennen, dem das auch passiert ist. Ich habe es auch gar nicht jedem erzählt, weil es so ein “darüber redet man jetzt nicht” ist. Das muss ich im Kopf noch ändern, weil gerade im Austausch mit Vertrauten findet man Halt. Im Internet findest du leider immer nur die schlimmsten Horror-Geschichten – das ist schon sehr zermürbend.

Aber nun zum versprochenen Happy End: Ich sitze hier und schreibe dieses E-Mail in meiner 32. SSW mit einem gesunden und sehr aktiven Jungen im Bauch. Es hat dann tatsächlich auch wieder gleich geklappt (nachdem sich mein Zyklus wieder eingependelt hat). Worüber ich sehr, sehr dankbar bin. Es war aber nicht einfach, die ganzen negativen Gedanken nach dem positiven Test wieder abzudrehen im Kopf. “Was ist wenn” , “passiert es wieder” …. ich wollte es lange gar keinem erzählen, weil ich so Angst hatte, dass wir wieder enttäuscht werden. Erst seitdem ich ihn spüre und jeden Tag “Kontakt” habe, ist das weggegangen.

Im Großen und Ganzen ist unsere Story wahrscheinlich noch sehr verträglich im Vergleich zu anderen, die auch dann das Baby später verlieren oder diese Situation mehrmals durchmachen. Dennoch wünsche ich diese Erfahrung niemanden. Ich finde es sollte auch mehr aufgeklärt werden, dass es passieren kann und das auch sehr oft.

Ich weiß nicht, wie es in Deutschland ist, aber in Österreich musst du 3 Fehlgeburten haben, bis man von einem habituellen Abort spricht – das heißt, erst ab da wirst du wirklich untersucht, was die Ursache sein kann. Wenn man bedenkt, dass wir innerhalb der ersten 4 Monate wieder das Glück hatten, dass ich schwanger wurde … was ist mit jenen die danach wieder länger kein Glück haben?! Das ist zermürbend, wenn du jedes Monat einen Test machst, weil du so sehr hoffst, dass es dieses Mal geklappt hat. Hierzu muss sich noch viel verändern.

 

Christina:

Nach 4 Jahren Kinderwunschzeit bin ich tatsächlich nach einer künstlichen Befruchtung in einem Kryotransfer von zwei Blastozyten das erste Mal schwanger geworden. In der 6. Woche ist der HCG-Wert (Anmerkung aus der Redaktion: HCG ist das sogenannte Schwangerschaftshormon) nicht mehr gestiegen, sondern eher rumgedümpelt und ich hatte schon Krämpfe und Schmierblutungen. Im Ultraschall hatte man eine Fruchthöhle zwar gesehen. Aber es hieß: missed abortion. Daraufhin habe ich die Medikamente abgesetzt.

Es war die schlimmste Trauer, die ich je gespürt habe. Ich versuchte Abschied zu nehmen und zündete eine Trauerkerze an. Von meiner TCM-Therapeutin habe ich für die Abblutung Unterstützung bekommen mit Kügelchen. Nachdem ich zwei Wochen geblutet hab, wurde bei der Ultraschall-Kontrolle es kommentiert mit: “Alles vorbei”. Ich war noch bei der Blutkontrolle, bin danach noch schön shoppen gefahren, aber irgendwie zog es plötzlich so in der rechten Leiste so dolle. Später kam der Anruf vom Arzt, dass mein HCG-Spiegel immer noch so hoch sei! Oh ohh…

Ich fuhr nochmal zur Ultraschall-Kontrolle am nächsten Tag. Dort fand man freie Flüssigkeit in Kombination mit den Schmerzen in der rechten Leiste und dem HCG-Spiegel heiß es: Ab ins Krankenhaus.

Dort gab es nochmal eine Blutkontrolle und einen Ultraschall. Ich sollte eine Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben. Eine Eileiterschwangerschaft kann man immer ganz schlecht sehen. Darüber hinaus brauchte ich auch noch prophylaktisch eine Anti-D-Spritze, weil ich Blutgruppe A negativ habe und meine Mann B positiv.

Am nächsten Tag ergab die Kontrolle, dass das HCG wieder sinken würde. Ich durfte nach Hause und sollte übermorgen nochmal zur Kontrolle ambulant kommen. Dann hatte ich plötzlich am nächsten Abend die stärksten Schmerzen meines Lebens und schwallartige Blutungen für eine halbe Stunde. Dazu hatte ich richtige Kreislaufprobleme.

Mein Mann war nicht da und ich habe es mit der Angst bekommen, meinen Schwager und eine Freundin angerufen. Ich wollte nicht mitten in der Nacht ins Krankenhaus, weil die Blutung schon wieder aufgehört hatte, bin also nur noch gelegen und am nächsten Morgen zur Nachkontrolle. Im Ultraschall entdeckte man mehr freie Flüssigkeit im Bauchraum. Auch das HCG war wieder über zwei Tage nicht gesunken.

Wir müssen da rein gucken, hieß es. Meine Hämoglobinwerte waren gut, obwohl ich schon so lange geblutet hatte. Darum hat sich die Ärztin keine Sorgen um mich gemacht: “Sie können noch einen Monat weiterbluten”, sagte sie. “Na gut”, dachte ich mir, aber trotzdem fühlte ich mich angeschlagen, weil es mich nicht abschließen ließ.

“Die OP geht ganz schnell”, hieß es dann. Aber Pustekuchen. Ich bin aufgewacht und das Erste, was ich dachte war: Wie spät ist es?!? Mein Mann muss sich bestimmt Sorgen machen?!? Ich musste krass dolle pinkeln, denn die Ärzte mussten viel spülen, weil ich zu viel Blut im Bauchraum hatte. Anstelle von einer halben Stunde, hatte die OP 3 Stunden gedauert.

Tatsächlich war es eine Eileiterschwangerschaft im rechten Eileiter, die schon geplatzt war. Sowas ist super selten, weil eine Fruchthöhle auch in der Gebärmutter vorher war. Aber natürlich ist es so, dass wenn man zwei Embryonen eingesetzt bekommt, sich noch ein zweiter im Eileiter verirren kann. Der Eileiter musste gekürzt werden und ist jetzt ohne Funktion.

Unglücklicherweise haben die Ärzte den Eileiter offen gelassen. Und nun muss ich wieder operiert werden, weil sich dort mit jedem neuen Stimulationsversuch Wundwasser bildet, in die Gebärmutter sickert und das Milieu stört für einen erneute Embryotransfer. Das nennt man auch Hydrosalphinx.

Nun ist diese Schwangerschaft im Oktober 2022 gewesen und erst im Juli 2023 wird es bei mir weitergehen mit einer erneuten Operation. 4 Embryonen warten noch gefroren, bis alles hoffentlich wieder okay ist, für den nächsten Transfer.

So langsam habe ich es satt und weiß nicht, wie viel Kraft ich noch aufbringen kann. Ich habe dann aber immerhin alles versucht und werde nicht für den Rest meines Lebens denken, was wäre wenn?

 

Theresa:

Eigentlich weiß ich gar nicht genau, wie ich anfangen soll… Ich habe vorhin deine Story zum Thema Fehlgeburten gesehen und wusste sofort, dass ich dir gerne dazu schreiben möchte. Allerdings ist es für mich ein großer Schritt, weil dieses Thema ein so Privates ist und gleichzeitig viel Schmerz damit verbunden ist. Ich bin nervös und auch gespannt, weil es mir schwer fällt über meine Fehlgeburt zu schreiben.

In meinem Umfeld wissen es nur meine engsten Anvertrauten und jedes Mal, wenn ich darüber gesprochen habe, ging es mir wieder ein bisschen besser. Leider habe ich in der Gesellschaft nicht den Mut und die Kraft darüber zu sprechen, umso mehr freue ich mich nun dir und auch deinen Followerinnen öffnen zu können. Ja, ich bin wirklich ein bisschen aufgeregt.

Zuerst einmal DANKE, dass du vielen anderen Frauen und mir heute Abend den Anlass und die Möglichkeit schenkst, unsere Gedanken, Gefühle und Erfahrungen aufzuschreiben und miteinander zu teilen! Das ist so so so wertvoll!

Nun meine Geschichte:

Im Oktober 2021 sagte mir meine Frauenärztin am Telefon (!) nach längerem Ausbleiben meiner Periode, einem Blick auf meine Hormone und ohne weitere Untersuchungen, dass ich nicht einfach so schwanger werden kann und dafür Hormone einnehmen muss. Nur so hätte ich eventuell eine Chance auf Kinder.

Ich war 25 und diese Nachricht war ein großer Schock, da ich schon immer von eigenen Kindern geträumt habe. Wir hatten gerade einmal 3 Monate probiert, schwanger zu werden…  Bis heute habe ich nicht verstanden, wie eine Ärztin eine solche „Diagnose“ (eigentlich ist es ja gar keine, da keine Untersuchungen gemacht wurden) einfach so, auf eine sehr emotionslose Art und Weise aussprechen kann.

Sie stellte mir ein Rezept aus. Die Medikamente, die dafür sorgen sollten, dass ich meine Periode wiederbekomme, liegen noch heute in meinem Schrank. Ich wollte meinem Körper selber die Möglichkeit geben, wieder zu bluten und alles alleine zu regeln und habe mir gesagt, dass ich mich im neuen Jahr immer noch mit den Medikamenten auseinander setzen könnte.

Mitte Dezember hatte ich plötzlich starke Kopfschmerzen und reagierte sehr stark auf Lichtreize. Das war wirklich so heftig, dass ich in der Notaufnahme landete. Dort verkündete mir eine sehr liebe Ärztin, dass sie in meinen Blutwerten einen erhöhten Wert festgestellt hat: Ich war schwanger! Mein Freund und ich konnten unser Glück nicht fassen und waren sehr dankbar.

Und überrascht: Immerhin hatte ich seit Juli keine Periode mehr gehabt und laut meiner Ärztin war eine Schwangerschaft ja nicht möglich. Die starken Kopfschmerzen, die durch die Hormonschwankungen verursacht worden waren, waren schnell wieder weg und ich hatte die üblichen Schwangerschaftsanzeichen. Ich freute mich so sehr darüber!

Am 2. Weihnachtsfeiertag bekam ich dann Blutungen und spürte starke Schmerzen im Unterleib. Zu diesem Zeitpunkt, habe ich zwar schon einmal etwas von Fehlgeburten gehört, aber es war so weit weg und ich war fest davon überzeugt, dass mir so etwas nicht passieren würde. Warum auch? Ich war ja jung und dachte wirklich, dass nur Frauen ab 40 Kinder verlieren würden…

Vor lauter Panik rief ich meine Mama an, die auch nicht so richtig weiter wusste und mir riet, mich zu schonen. Ich tigerte immer wieder zum Klo, obwohl ich vor lauter Schmerzen kaum gehen konnte. Heute weiß ich, dass ich in dieser Nacht mein Kind (ja, für mich ist es mein Kind) verloren habe, da ich das Gewebe deutlich in der Toilette sehen konnte.

Diese furchtbaren Schmerzen waren Abbruchwehen… Allerdings wollte ich es damals nicht wahrhaben und machte am nächsten Tag einen Termin bei der Urlaubsvertretung meiner Frauenärztin aus. Im Ultraschall konnte man zwar keinen Embryo erkennen, allerdings kann dies zu Beginn einer Schwangerschaft öfter vorkommen, beruhigte mich der Arzt. Wir wussten ja nicht wie weit ich war, da meine Periode so lange her war.

Mir wurde Blut abgenommen und am nächsten Tag wurde mir gesagt, dass der HCG-Wert gut sei und ich in einer Woche wiederkommen soll. Da wird dann nochmal Blut abgenommen und wenn der Wert weiter so steigt, werde ich auch mein Baby sehen können.

Ich war erleichtert und freute mich auf den Termin. Ich solle mir keine Sorgen machen. Die Unterleibsschmerzen schwankten und die starken Blutungen hörten auf. Ein gutes Zeichen. Wir feierten Silvester zu zweit und träumten von unserem Leben mit Baby, das im August das Licht der Welt erblicken soll. Immer wieder hatte ich Blutungen und Schmerzen, die aber wieder verschwanden. Es war ein Auf und Ab…

Am 3. Januar fand meine Frauenärztin bei der Ultraschalluntersuchung wieder keinen Embryo. Ich erzählte ihr von meinem Besuch und den Blutungen in der vorherigen Woche. Das stand alles in meiner Kartei, aber sie hatte es nicht gelesen und meinte dann sehr gefühllos: „Na, dann ist es weg“.

Ab diesem Moment weiß ich nur noch einzelne Teile des Gesprächs. Als Alternative zur Fehlgeburt bot sie mir die Variante an, dass ich auch eine Eileiterschwangerschaft haben könnte und ein Eileiter bald platzen wird. Beruhigend!

Mir wurde Blut abgenommen und ich ging zum Auto meines Freundes. Dort brach ich in Tränen aus. An die Heimfahrt und die Tage danach kann ich mich kaum erinnern. Am nächsten Tag rief ich nochmal in der Praxis an und erkundigte mich nach dem HCG-Wert, der bestätigte, dass ich nicht mehr schwanger war. Es war also offiziell. Ab diesem Tag weinte ich vier Monate jeden Tag. Ich fühlte mich leer und schuldig.

Auch heute habe ich manchmal noch schwierige Momente, wenn ich an den Verlust denke. Auch wenn ich schätzungsweise erst in der 7. Schwangerschaftswoche war, habe ich mein Kind verloren. Und ich musste trauern. Und das ist ok. Es ist ok, sich so zu fühlen.
Das weiß ich heute. Damals hat sich aber alles falsch angefühlt.

Ich bin so stark geworden und sehe die Fehlgeburt neben der schmerzhaften (emotional sowie körperlich) Erfahrung auch dankbar an. Ich bin dankbar, dass mein Körper die Schwangerschaft (bei der etwas nicht stimmte), selbst beendete und mir viel Leid erspart hat. Unsere Beziehung ist stark gewachsen. Und auch die Liebe zu mir selbst hat sich verändert. Ich bin dankbar für alles was ich schaffe und erlaube mir Pausen zu machen. Unser Kind wird den Weg noch zu uns finden. Es sollte bis jetzt noch nicht sein. Aber es wurde mir gezeigt, dass ich sehr wohl schwanger werden kann.

Da ich zu dem Zeitpunkt nichts über Fehlgeburten wusste, habe ich mir die Schuld dafür gegeben. Das war schlimm. In Gedanken hinterfragte ich alles, was ich in den letzten Wochen getan habe, um einen Grund zu finden, warum ich unser Kind verloren habe. Auch meinem Partner ging es psychisch schlecht und ich wollte unbedingt einen Grund für den Abgang wissen. Da ich keinen Grund gefunden habe, war mir klar, dass ich schuld war. Was natürlich Quatsch ist. Es gibt keinen Grund. Fehlgeburten passieren. Und man kann nichts dagegen tun.

Erst als ich mich immer mehr mit dem Thema beschäftigte und mit Frauen sprach, die auch Fehlgeburten hatten oder mich auch Freunden und Familie öffnete, habe ich langsam verstanden, dass ich nicht schuld bin. Eine Freundin meinte, dass der Schmerz zwar bleiben wird, aber dass es irgendwann besser werden würde. Ich konnte es nicht glauben. Mein Herz war leer… Aber es stimmt. Ich hätte dieses Kind im August 2022 so gerne zur Welt gebracht und kennengelernt, aber es sollte nicht sein. Es tut immer noch weg, aber ich bin voller Hoffnung, dass ich wieder schwanger werde. Wenn mein Körper, mein Kind und ich bereit dazu sind.

Meine Periode habe ich seitdem sehr unregelmäßig und sie ist viel schmerzhafter als vor der Schwangerschaft. Das ist auch der Grund, warum ich dir auf Instagram folge. Ich hoffe, dass ich meinen Körper dabei helfen kann, wieder schwanger zu werden. Hast du dazu Tipps? Das ist bestimmt für viele Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten haben, interessant. Ich würde mich sehr darüber freuen.

Jetzt bin ich erstaunt, wie viel ich geschrieben habe und fühle mich wieder ein bisschen befreiter und hoffe, dass Fehlgeburten bald kein Tabuthema mehr sind. Denn genau das ist der Grund, warum sich viele Frauen schuldig fühlen. Hätte ich damals gewusst, wie viele Frauen betroffen sind und Fehlgeburten „normal“ sind, wären diese Gedanken weniger gewesen. Ich habe mir monatelang das Lachen „verboten“, weil ich mit einredete nicht glücklich sein zu dürfen. Mein Kind wird immer einen Platz in meinem Herzen haben und ich werde es nie vergessen.

Zum Abschluss möchte ich noch ein paar Worte an die Frauen, die ihre Kinder, egal wann, verloren haben, festhalten:

Es ist ok, dass du traurig bist! Es ist ok, wie du dich gerade fühlst. Es ist ok, wie du damit umgehst. Du brauchst dich vor niemandem rechtfertigen und du bist nicht Schuld! Es wird irgendwann besser und reden hilft wirklich.

 

Sarah:

Hey Jessie, ich finde es sehr gut, dass du dich mit diesem Thema beschäftigst. Ich bin im Februar 2022 trotz PCO auf natürlichen Wege schwanger geworden. Im April 2022 haben wir unser Kind in der 13. SSW verloren. Es war der schlimmste Schmerz, den wir in unserem Leben jemals gefühlt haben.

In der 13. SSW haben meine Blutungen begonnen und es war ersichtlich, dass unser Kind in der 10. SSW gestorben war und mein Körper dies nicht bemerkt hat.

Zum damaligen Zeitpunkt war ich wahnsinnig überfordert und wusste nicht, welche „Rechte“ mir zustehen. Ich finde es unglaublich wichtig, Frauen über ihre Möglichkeiten in so einer Situation aufzuklären. Es gibt mehr Wege als eine Kürettage…

Ich habe mich damals für einen natürlichen Abgang entscheiden, der mit von ärztlicher Seite aus finanziellen Gründen (ja, so haben Ärzte vor mir argumentiert) erstmals verwehrt und erschwert wurde. In so einer schlimmen Situation sollte jedes Paar individuell entscheiden dürfen, wie es Abschied von seinem Kind nehmen möchte.

Die natürliche Geburt war sehr traumatisch, da mein Partner und ich diese alleine Zuhause durchgestanden haben und keine Hilfe vom Krankenhaus oder unserer Hebamme bekommen haben. (Mittlerweile besuche ich eine Selbsthilfegruppe, in der ich gelernt habe, dass Hebammen auch für eine Fehlgeburt zuständig sind). Dennoch bin ich froh, keine OP gemacht zu haben, da die Angst vor Nebenwirkungen zu groß war.

Nachdem all das mit mir geschehen war, wurde mir von meiner alten Arbeitgeberin gekündigt und da mein Kind noch zu klein war, habe ich trotz rechtlicher Unterstützung keinen Kündigungsschutz oder Schadensersatz erhalten. Diese Gesetze sollten dringend überarbeitet werden….

Ich gehe sehr offen mit diesem Thema um, um es selber besser zu verarbeiten und um anderen Paaren zu helfen.

Solltest du noch Fragen zur Geburt oder etc.  haben stehe ich dir gerne zur Verfügung. Meine Selbsthilfegruppe hat mich sehr gestärkt und mir die Kraft gegeben weiter zu machen.

Seitdem bin ich nicht mehr schwanger geworden. Der Kinderwunsch ist noch sehr groß und wir hoffen noch auf unsere kleines Wunder. Doch leider habe ich einen sehr unregelmäßigen und „eisprungslosen“ Zyklus.

 

Janina:

Wir haben im Oktober 22 beschlossen, dass es nun soweit ist für Nachwuchs. Im ersten Zyklus hat es auch sofort geklappt und wir waren total happy. Leider fing mit dem positiven Test das Drama an.

Beim ersten Ultraschall sah man zwar eine Fruchthöhle, der Frauenarzt war sich aber nicht sicher, ob es was wird, weil man zu der Zeit eigentlich schon mehr hätte sehen müssen. Er vertröstete mich, dass es vielleicht etwas langsamer sei und ich mir keine Gedanken machen soll und gab mir 2 Wochen später nochmal einen Termin.

Beim nächsten Termin sah man dann zum Glück den kleinen Krümel, leider aber wieder viel zu klein. Ich wurde wieder vertröstet mit, es wächst ja, ich soll mir keinen Kopf machen. Es sei zwar zwei Wochen zurück bzw. zu klein für die Woche, aber das sei nicht schlimm.

Ab diesem Termin wurde es der Horror. Denn ich war ab da ca. alle zwei Tage entweder beim Frauenart oder im Krankenhaus, weil ich ständig Blutungen hatte. Bei jeder Kontrolle wurde auf meine Frage, woher das Blut kam, immer wieder gesagt , dass es zu klein sei. Wir wurden aber immer wieder vertröstet, dass es alles gut sei.

In der 10. Woche haben wir dann endlich einen Herzschlag sehen und hören dürfen und waren happy. Ein blöder Beigeschmack blieb aber vor allem, weil die Blutungen nicht weggingen. Ich hatte auch in der Zwischenzeit Progesteron bekommen. Das hilf aber auch nicht.

Beim ersten großen Termin in der 12. SSW wurde dann leider kein Herzschlag mehr festgestellt und wir hatten unseren Krümel somit verloren. Der Frauenarzt war sehr kalt und wollte mich so schnell wie möglich los werden. Ich bin dann ohne weitere Aufklärung und Hilfe und mit meiner Trauer nachhause geschickt worden. Und das 2 Tage vor Weihnachten….

Ich hab mich dann selbst belesen und bin mit meinem Mann zu dem Entschluss gekommen, dass ich nicht mehr warten kann, bis es von selbst abgeht. Ich konnte es psychisch einfach nicht mehr. Auch mit dem Gedanken: Ich trage eine Leiche in mir. Wir haben uns dann entschieden, dass ich eine Ausschabung machen lasse. Die Variante mit dem Tabletten war für mich aus anderen Gründen leider nicht möglich.

 

Clara:

Ich hatte leider im Februar eine Fehlgeburt. In der 11. Woche eine sogenannte missed abortion. Der Embryo hatte schon in der 9. Woche aufgehört, sich zu entwickeln, blieb aber so lange noch in mir. Ich war total geschockt. Mit 25 Jahren ist es das LETZTE, mit dem ich gerechnet habe. Aber es ist leider vollkommen egal, wie alt man ist.

Mein Gyn war der TRAUM in dieser Zeit. Er hat ich begleitet und mir meine Möglichkeiten erklärt (Ausschabung wurde mir bei der Größe des Embryos eindeutig empfohlen).

Tatsächlich haben meine Emotionen und das Realisieren dazu geführt, dass ich am nächsten Tag dem Embryo “geboren” habe. In der Notaufnahme unseres Krankenhauses. Es war schrecklich. Ich wusste nicht, wieso ich so starke Schmerzen habe, niemand hat mich aufgeklärt. Es kam unendlich viel Blut und ich musste mich übergeben. Mein Körper hat mich von alleine in die Hocke gezwungen und dann habe ich es richtig gespürt, als es rauskam..

Den Embryo konnte man eindeutig erkennen (natürlich nur von der Form, in dieser SSW sieht es noch null menschlich aus) und dann hat mir die Gynäkologin im Krankenhaus bestätigt, dass es der Embryo ist und ich gerade eine Geburt mitten in der vollen Notaufnahme hatte.

Ich bin im Nachhinein sehr stolz, dass mein Körper das geschafft hat, aber es war trotzdem eine ziemlich traumatische Erfahrung.

ABER ich bin direkt im Zyklus danach wieder schwanger geworden und bin jetzt 14 Wochen schwanger und erwarte unseren Regenbogen im Dezember!

Fehlgeburten betreffen jede 3. Person mit Gebärmutter und das ist so real und niemand spricht drüber! Ich finde es so wichtig, dass das kein Tabu mehr ist. Wir können uns doch alle gegenseitig stützen und das zusammen schaffen.

 

Leonie:

Ich hatte letztes Jahr im Dezember eine Fehlgeburt in der achten Woche, nachdem wir vorher bereits einige Monate vergeblich probiert hatten, schwanger zu werden. Physisch hatte ich kaum Schmerzen – mein Körper hat alles allein gemacht (kontrolliert von der Frauenärztin) und es war eigentlich wie eine sehr starke Regelblutung.
Die Fehlgeburt selbst war bei mir also wirklich „nicht schlimm“ – ich weiß, dass es da ganz andere Erfahrungen gibt. Aber psychisch hat es mich sehr mitgenommen. Mir war vorher nicht bewusst, wie sehr sich meine Zukunftsplanung mit einem positiven Test innerhalb kürzester Zeit ändert, aber ich hatte gleich Gedanken wie „Ostern wissen wir schon das Geschlecht“, „im Urlaub im Juni (bin gerade auf dem Weg) bin ich schon so und so weit“ und „die Hochzeiten im Juli werden heftig, da bin ich schon im 9. Monat“.
Mit der Fehlgeburt stirbt auch diese Zukunft, und bei jedem der beschriebenen „Marker“ (es gibt noch viele weitere) schmerzt es. Bis zu meinem ET wären es jetzt noch sechs Wochen.
Was mir aber sehr geholfen hat war, dass ich sowohl das positive Ergebnis als auch den Abgang unmittelbar mit meinen engsten Freundinnen geteilt habe. So konnten wir uns gemeinsam freuen, aber auch gemeinsam trauern.
Mein Partner hatte noch niemandem von der Schwangerschaft erzählt (Freunde wohnen weiter weg), und ihm hat nach der Fehlgeburt dieser Austausch auch außerhalb unserer Beziehung gefehlt. Ich kann gut verstehen, wenn man mit dem öffentlich machen einer Schwangerschaft etwas wartet, und der Umgang ist sicher unheimlich individuell, aber für mich war es so so gut, Personen zu haben, die Bescheid wussten. Das hilft auch dabei, das Thema zu enttabuisieren und klar zu machen, wie häufig Fehlgeburten eigentlich sind. Das macht es nicht leichter. Aber es ist trotzdem wichtig!

 

Anna:

Ich möchte gerne über meine Fehlgeburt berichten. Ich finde es wichtig, dass man drüber redet, es soll kein Tabuthema sein.
Ich habe Anfang diesen Jahres mein Kind in der 8. Schwangerschaftswoche verloren. Man sagte mir im KH, dass jede vierte Schwangerschaft eine Fehlgeburt sei und dass das öfter vorkommt als man meint. Als ich fragte, woran das denn liegt, dass sowas passiert, sagten sie mir nur, dass das in den meisten Fällen eine falsche Zusammensetzung der Chromosomen sei oder ein Fehler im Spermium oder in der Eizelle und dass die Natur hier die nicht überlebensfähige Frucht wieder zurückgibt. Auf jeden Fall ist es nicht meine Schuld, hat man mir gesagt.
Aber so einfach war es für mich dann doch nicht. Ich war natürlich zuerst mal eine Zeit lang in Trauer, war traurig, dass ich nicht mehr schwanger war, dass ich diese Seele nicht kennenlernen durfte, war auch sehr traurig weil mein Mann sich auch so sehr das Kind gewünscht hat und ich ihm das nicht geben konnte. Daraufhin haben sich dann auch Schuldgefühle entwickelt. Vielleicht hatte ich doch etwas falsch gemacht? Hatte ich nicht genug aufgepasst?… ich habe mich gefühlt als hätte ich versagt, als wäre ich keine richtige Frau, weil ich es nicht schaffte dieses Kind zu bekommen.
Deshalb sage ich nochmal, es ist sooo wichtig über diese Gefühle zu sprechen. Ich habe dann nach vielen tiefgründigen Gesprächen vor allem mit meinem Mann und auch sehr viel Erlauben und Rauslassen meiner Gefühle, es geschafft, an einen Punkt zu kommen, an dem ich verstehen und akzeptieren konnte, dass die Natur nicht gegen mich ist, sondern für mich und dass alles, was passiert, einen Grund hat. Es ist nicht eine Strafe einer höheren Macht. Es ist der natürliche Lauf.
Ich habe dann eine Kerze gemacht für unser Sternenkind und sie angezündet und unter Tränen verabschiedet und habe dann diese kleine Seele ziehen lassen. So konnte ich das gut verarbeiten und kann, wenn es soweit ist, wieder von ganzem Herzen eine neue Seele empfangen. Danke, dass du Raum gibst für solche Themen.

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