Seit ihrer Markteinführung 1961 ist die Antibabypille immer wieder in ihrer Zusammensetzung verändert worden. Heute unterscheidet man vier verschiedene Pillengenerationen. Aber welche Pillengeneration ist am besten? Und welche Pille ist die gefährlichste? Die Antwort auf diesen Fragen bekommst Du in dem heutigen Beitrag.
In meinem letzten Blogbeitrag habe ich Dir die grundlegende Wirkweise der Antibabypille erklärt. Hier die Kurzfassung: Die normale Pille ist ein Kombinationspräparat: Sie enthält künstliches Östrogen (sogenanntes Ethinylestradiol) und künstliches Progesteron (sogenanntes Gestagen) und verhindert, dass der Körper eigene Sexualhormone produziert.
Das ist bedauerlich, denn die eigenen Hormone sind für unseren Körper deutlich besser, als die künstlichen Hormone aus der Antibabypille. Denn sie haben eine unterschiedlich Molekülstruktur – und diese unterschiedlichen Moleküle wirken auch unterschiedlich auf den Körper. Während Dein körpereigenes Progesteron die Gesundheit Deines Gehirns und Deine Wahrnehmung verbessert, steht das künstliche Progesteron in der Pille im Verdacht, Depressionen und Angststörungen auszulösen.
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ToggleDie Pillengeneration hängt vom Gestagen ab
Das ist aber leider noch nicht alles. Denn je nachdem, welches Gestagen in der Pille steckt, gesellen sich weitere Risiken dazu. Gehen wir das Ganze einmal von Anfang an durch
In den Pillensorten auf dem Markt werden viele unterschiedliche Arten von künstlichem Progesteron verwendet. Deswegen unterteilt man sie auch in verschiedene Pillengenerationen
Als die erste Pille auf den Markt kam kombinierte man das künstliche Ethinylestradiol mit einem Gestagen namens Norethisteron. Dies war also die Pille der 1. Generation. Das enthaltene Gestagen Norethisteron hat ein relativ geringes Risiko für Thrombosen in den Beinen und Lungenembolien: Jährlich sind “nur” etwa 5 bis 7 von 10 000 Frauen betroffen.
Aber Norethisteron hat noch weitere Effekte: So gehen einigen Anwenderinnen die Haare aus, gleichzeitig verstärkt sich aber ihre Gesichtsbehaarung – es wächst also ein Damenbart. Auch die Haut wird immer unreiner.
Pillen der 1. und 2. Generation wirken sich negativ auf Haut und Haar aus
Ähnliche Probleme mit solchen Nebenwirkungen gab es auch mit Levonorgestrel, dem Wirkstoff der Pillen aus der 2. Generation. Dieses Probleme kommen durch einen hohen Androgenindex der beiden enthaltenen Gestagene. Das bedeutet, dass sie dem männlichen Sexualhormon Testosteron ähneln und dadurch ähnliche Effekte wie dieses erzielen.
Das sind leider aber noch längst nicht alle Nebenwirkungen: Anwenderinnen klagen auch Übelkeit und Erbrechen, Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, Hautausschlag, depressive Verstimmungen, weniger Lust auf Sex und Spannungsgefühl in den Brüsten.
Also versuchte die Pharmaindustrie, die Wirkstoffe der Pille zu verbessern, damit die Frauen weniger unter den Nebenwirkungen litten. Es kamen die Pillen der 3. und 4. Generation auf den Markt: Und tatsächlich wurden diese sehr gut von den Frauen aufgenommen, weil sie die Haut reiner und das Haar schöner machen. Zudem nehmen Anwenderinnen von diesen Pillen kaum zu. Diese Pillen sind bis heute gerade bei jungen Mädchen sehr beliebt und werden nahezu als schönmachende Lifestyle-Pille gehypt.
Gefährliche Lifestyle-Pillen der 3. und 4. Generation
Es gibt nur ein Problem: Zwar haben die Pillen der 3. und 4. Generation weniger negative Auswirkungen auf das Aussehen, allerdings ist das Thrombose-Risiko bei diesen Pillen doppelt so hoch wie bei den beiden Pillen der älteren Generationen. [1]
Wie genau sieht das Thrombose-Risiko im Einzelnen aus? Jährlich tritt eine Thrombose in den Venen oder der Lunge bei 2 von 10.000 Frauen im gebährfähigen Alter auf, die ohne Pille verhüten und nicht schwanger sind. Nehmen Frauen nun eine Pille der 2. Generation ein, steigt das Thromboserisiko bereits um das Dreifache: 5 bis 7 Frauen von 10.000 Frauen sind jährlich betroffen. [1]
Doch die 3. und die 4. Pillengeneration toppen das: Hier ist die Gefahr bis zu siebenmal so hoch. Das heißt im Klartext: Pro Jahr bildet sich bei 9 bis 14 von 10.000 Pillennutzerinnen ein gefährliches Blutgerinnsel, das tödlich enden kann. [1]
Du hast damit also eine schönere Haut, aber kannst dafür auch leichter eine Lungenembolie bekommen. In meinen Augen ist das alles andere als ein guter Tausch. Noch heute werden die Pillen der 3. und 4. Generation viel häufiger verschrieben, als die älteren, ungefährlicheren Sorten. [1]
Welche Pillengeneration ist am besten?
Deswegen ist mein Rat an Dich: Wenn Du mit einem Kombinationspräparat verhüten möchtest, lass Dir am besten eine Pille mit Levonorgestrel (2. Generation) verschreiben – damit ist immerhin dein Thrombose-Risiko geringer, auch wenn die Nebenwirkungen etwas unangenehmer sind. [2]
Noch eine wichtige Info zum Abschluss: Rauchst Du, bist Du älter als 35 oder sind in Deiner Familie schon Thrombosen aufgetreten, dann ist Dein Risiko zusätzlich erhöht und Du solltest wirklich darüber nachdenken, ohne Hormone zu verhüten – egal, welche Pillengeneration Du vorher verwendet hast. [2]
Quellen:
[2]: https://www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/RHB/Archiv/2018/20181212.pdf