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Kritik an Prio One: Es ist falsch, die Pille online zu verkaufen!

Die Plattform Prio One startete vor ein Paar Wochen auf Social Media durch – doch das sollte nicht lange gut gehen. Dieses Online-Portal verkauft die Antibabypille an Nutzerinnen, die dafür kein Rezept vorlegen müssen. Auch eine Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin findet nicht statt. Stattdessen hatte sich Prio One lieber prominente Unterstützung an die Seite geholt: Schlagersängerin Vanessa Mai war dort als Mitgründer*in genannt. Warum das einen Sturm an Kritik auslöste und weshalb die Pille nicht online verschrieben werden sollte, liest Du hier!

Vor zwei Wochen schrieb mir jemand aus der Community, dass es ein neues Portal aufgetaucht sei, dass die Pille online ohne Rezept oder Beratung verkauft. Damit nicht genug, es hätten auch zahlreiche Influencerinnen mit Rabattcodes für den Kauf der Antibabypille in ihren Stories geworben.

Vanessa Mai wirbt für zweifelhaftes Portal

Die Speerspitze des Ganzen war jedoch Vanessa Mai: Diese hatte sogar einen Hochglanz-Werbeclip für Prio One auf ihrem Kanal veröffentlicht. Darin bezeichnete sie Prio One als ein “Portal für Frauengesundheit”. Nur leider ist das so falsch, dass es falscher kaum geht. Das Online-Portal will einfach nur Geld verdienen, indem es möglichst vielen Frauen ohne ärztliche Beratung die Antibabypille verkauft.

Zwar gibt es ein kurzes Formular, indem abgeklärt wird, ob es sich um eine Erstverschreibung handelt. Ist dies der Fall, lehnt Prio One einen Verkauf ab. Was jedoch bestimmt keine junge Frau davon abhält, zurück zu gehen und einfach anzuhaken, dass man bereits einmal mit der Pille verhütet hat. Ich habe zum Test den Fragebogen am 27. Mai durchgemacht und angegeben, dass ich Raucherin sei. Es gab daraufhin keinerlei Warnhinweise, dass die Kombination von Rauchen und Antibabypille mein Thrombose-Risiko erhöhe. Auch auf Erkrankungen wie Endometriose und Adenomyose wurde im Fragebogen nicht hingewiesen.

 

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Jessie | 🌟 DEIN ZYKLUSCOACH (@bodysynchron)

Dieses obige Posting von mir wurde nach seiner Veröffentlichung auf meinem Kanal bodysynchron tausendfach geteilt. Daraufhin übten auch andere Influencer*innen Kritik an Prio One. Die Konsequenz? Prio One konnte plötzlich nirgendwo mehr markiert werden und die Kommentarfunktion wurde ausgestellt. Vanessa Mais Werbefilm verschwand von ihrer Instagram-Seite und man konnte keinen Zusammenhang zwischen der Schlagersängerin und dem Online-Portal mehr entdecken.

Prio One und das Heilmittelwerbegesetz

Falls Du Dich jetzt fragst, wie es überhaupt geht, dass ein Online-Portal die Antibabypille in Deutschlang ganz ohne Rezept verkaufen kann: Prio One hat seinen Sitz in Irland. Und dort ist ein “Rezept” per Ferndiagnose erlaubt. Über diesen Umweg schafft es das Portal, das deutsche Recht zu umgehen.

Ziemlicher Graubereich, in dem sich das Unternehmen da bewegt, oder? Aber das ist noch nicht alles! Nach der Kritik schrieben mir einige Juristinnen, die sich den Fall angesehen hatten: Prio One habe eindeutig gegen das Heilmittelwerbegesetz verstoßen, indem es Influencerinnen engagiert hatte, die mit Rabattcodes und Swipe-Up-Links für den Kauf der Pille Werbung gemacht hatten.

Stimmt das? Das Heilmittelwerbegesetz besagt, dass man für verschreibungspflichtige Medikamente nur in Fachkreisen werben darf (hier nachzulesen, Paragraph 10). Das bedeutet: Sobald Du ein Rezept für ein Medikament brauchst, darf es keine öffentliche Werbung für dieses Medikament geben. Nur in Fachkreisen, also unter Ärzt*innen, Apotheker*innen oder Psychotherapeut*innen darf dafür Werbung gemacht werden. Werbung auf Instagram ist aber definitiv öffentliche Werbung.

Verbraucherzentrale kritisiert Prio One – Vanessa Mai steigt aus

Daraufhin bat ich meine Follower*innen, das Portal bei der Verbraucherzentrale zu melden. Was sie auch taten: Es liefen so viele Beschwerden bei der Verbraucherzentrale ein, dass diese eine Pressemitteilung herausgab, in welcher sie Prio One scharf kritisierte und davor warnte (hier nachzulesen).

Dieser massive Sturm der Kritik machte anscheinend auch Vanessa Mai große Sorgen – nicht, dass das schöne Schlagerstar-Image Kratzer bekommt! Auf Nachfrage der Boulevardzeitung Kölner Express ließ sie ihr Management offenbar erklären: »Die Zusammenarbeit zwischen Vanessa Mai und prio.one wurde beendet.«

Die Zusammenarbeit zwischen Vanessa Mai und prio.one wurde beendet

Damit ist ein großer Schritt geschafft. Prio One hat seine Werbeträgerin verloren und wird sich hoffentlich zukünftig hüten, Influencerinnen mit Werbung zu beauftragen. Das ist übrigens nicht das erste Mal, dass das Portal von Kritik überhäuft wird. Comedian Oliver Pocher deckte in seinem Format Bildschirmkontrolle auf, dass es Prio One im vergangenen Jahr schon einmal gegeben hatte – damals noch unter dem Namen Romy. Nachdem man jedoch herausgefunden hatte, dass die auf der Webseite gezeigten Ärzt*innen (die das Portal angeblich betreuten) gar nicht echt waren, sondern Stockfotos, war es mit Romy schnell wieder vorbei.

Die Zukunft von Prio One scheint auch jetzt nicht mehr besonders rosig. Der Instagram-Kanal hat seit Beginn der Kritik-Welle nichts mehr gepostet. Das ist ein toller Erfolg, aber dennoch müssen wir alle weiterkämpfen, dass die Pille in ärztlicher Hand bleibt. Denn auch Anbieter wie TeleClinic werben aktuell dafür, dass man sich bei Ihnen die Pille online verschreiben lassen kann.

Pille gehört fest in ärztliche Hand und braucht Beratung

Auch wenn bei Ärzt*innen nicht immer alles gut läuft, was die Verschreibung der Pille angeht (ich spreche aus eigener leidvoller Erfahrung) sollte die Antibabypille dennoch in ärztlicher Hand bleiben. Ich hoffe, dass die Kritik an der Pille dazu führt, dass mehr Ärztinnen und Ärzte die Antibabypille kritisch hinterfragen und ihre Patientinnen genau über die Risiken und Nebenwirkungen aufklären.

Deswegen: Wenn Du die Pille nehmen möchtest, geh unbedingt zu Deiner Ärztin / Deinem Arzt (gute Empfehlungen gibt es hier!). Lass Dich dort ausführlich beraten und nutze das Ganze gleich für eine Krebsvorsorge – das schadet nie!

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